Im Frühjahr 1973 tagte die „Arbeitsgemeinschaft zur Preußischen Geschichte“ im Schlösschen Schönburg der Evangelischen Akademie zu Hofgeismar zum ersten Mal. 36 Interessierte trafen damals zusammen.
Preußen bedeutete stets eine Herausforderung für Historiker. Seit der Herausbildung der modernen Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert stand es im Mittelpunkt ideologisch beeinflusster Auseinandersetzungen. Daran konnte Preußens offizieller „Untergang“ 1947 nichts ändern. Ob man aber nun die preußische Geschichte als markantes Beispiel „deutscher Daseinsverfehlung“ sah oder nicht, die Notwendigkeit eines Forums zur Beschäftigung mit den Kontinuitäten des größten deutschen Gliedstaates blieb davon unberührt.
In Zeiten des Kalten Krieges begannen manche westdeutschen Historiker zu fürchten, die dem Marxismus-Leninismus unterworfene Forschung der DDR könne ein Monopol gewinnen, da sich der größte Teil des Preußischen Geheimen Staatsarchivs sowie die kompletten Archive preußischer Kernprovinzen hinter dem Eisernen Vorhang befanden. Auch die damit verbundenen Beschwernisse beim Aktenzugang hatten manchen westdeutschen Historiker davon abgehalten, sich mit der Hinterlassenschaft Preußens zu beschäftigen. Um einer im Westen nicht zu übersehenden Preußen-Vergessenheit entgegenzuwirken, wurde 1973 unter dem Gründungsvorsitzenden Manfred Schlenke die „Arbeitsgemeinschaft zur preußischen Geschichte“ ins Leben gerufen.
Seither hat die Arbeitsgemeinschaft das Bild von Preußen und das Verständnis der Geschichte Preußens in Wissenschaft, Öffentlichkeit und hin und wieder auch in Schulverwaltungen mit geprägt. Mit einem breiten Thementableau hat sie zu einer Entkrampfung der historischen Forschung zur preußischen Geschichte beigetragen. Nachdem sich schon 1989/90 erste Historiker aus der DDR der Arbeitsgemeinschaft angeschlossen hatten, ist heute der Wohnsitz des Historikers kein Gesichtspunkt mehr, vielmehr hat sich die APG zusehends internationalisiert und Mitglieder aus Polen, Italien, Großbritannien, der Schweiz und den USA aufgenommen. 1989 übernahm der Berliner Historiker und Medienwissenschaftler Bernd Sösemann den Vorsitz, als dessen Nachfolger 2009 der Greifswalder Historiker Thomas Stamm-Kuhlmann gewählt wurde.